Spontan und ohne Anmeldung ging nichts mehr: Urologinnen und Urologen, die am Morgen des 17. Februars 2018 versucht hatten, die Auftaktveranstaltung der ASV-Informationskampagne des BvDU in der Berliner Kalkscheune unangemeldet zu besuchen, hatten keine Chance. Mit 200 Teilnehmern war die Premiere der CME-zertifizierten Informationsreihe zur Einführung der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) in der Urologie komplett ausgebucht. Insgesamt bietet der Berufsverband der Deutschen Urologie e.V. (BvDU) in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) aber eine bundesweite Informationsreihe mit voraussichtlich 20 Regionalveranstaltungen an, sodass alle Interessierten die Gelegenheit haben werden, sich gegenüber dem neuen Versorgungsangebot in der Uro-Onkologie zu positionieren und eine fundierte Entscheidung über die Teilnahme an der ASV treffen können.
Die zentrale Auftaktveranstaltung in Berlin besuchten Urologinnen und Urologen aus Klinik und Praxis aus dem gesamten Bundesgebiet. Ob aus Neuss, Bochum, Cottbus, Würzburg oder aus Lübeck: „Das große Interesse zeigt, dass unsere Mitglieder die Bedeutung der ASV für den einzelnen Urologen, für unser Fachgebiet und für eine bessere Versorgung unserer Patienten erkannt haben und sich im Detail informieren wollen“, sagte der Präsident des Berufsverbandes, Dr. Axel Schroeder, gegenüber der Pressestelle von BvDU und DGU am Rande der Veranstaltung, auf der auch viele Landesvorsitzende des BvDU Präsenz zeigten.
Wie geht ASV?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten eine klar strukturierte Veranstaltung: Wie funktioniert ASV? Dr. Axel Schroeder zeigte zunächst den Weg in die urologische ASV; erklärte Voraussetzungen für das Kernteam, die Teambildung, notwendige Kooperationsvereinbarungen, das Anzeigeverfahren gegenüber dem erweiterten Landesausschuss, thematisierte Haftungsfragen, das Abrechnungsmanagement, die elektronische Fallakte und das Marketing. Er benannte Parallelen zur Onkologievereinbarung und Unterschiede – etwa bei den Mindestmengen, bei der Abrechnung, die in der ASV direkt mit den Kassen erfolgt und zeigte klare Vorteile: allen voran die verbesserte interdisziplinäre und intersektorale Patientenversorgung, die extrabudgetäre Einzelleistungsvergütung und der Verbotsvorbehalt in der ASV, der die Erbringung von neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in der vertragsärztlichen Versorgung ermöglicht. Angesichts eines Drittels onkologischer Fälle in der Urologie und immer komplexer werdender onkologischer Therapien sagte der Präsident des BvDU in seinem Fazit: „Trotz aller Vorbehalte bietet die ASV neben der Onkologievereinbarung Chancen und Perspektiven, die wir ergreifen sollten, weil wir mit der ASV eine neue Welt der onkologischen Versorgung betreten, in der wir selbst gestalten und Einfluss nehmen sollten, bevor es andere Akteure tun.“
Wie kann ein Dienstleister die Urologen bei der ASV unterstützen? Diese Frage wurde in Berlin von Hauptgeschäftsführer des Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) RA Lars F. Lindemann eindeutig beantwortet: mit dem ASV-Betreuungsangebot der Sanakey-Gruppe des SpiFa, das den Aufbau eines ASV-Teams und dessen initiale Begleitung von der Arbeitsaufnahme bis zur selbstständigen Abrechnung der ASV-Leistungen beinhaltet.
Wie komplex die onkologische Versorgung ist, zeigte einmal mehr der wissenschaftliche Teil der Veranstaltung, in dem es zunächst um „Neueste Entwicklungen in der Uro-Onkologie“ ging. Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin, thematisierte die aktualisierte S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom und Prof. Dr. Markus Kuczyk, Hannover, referierte über Neues beim Urothel- und Nierenzellkarzinom sowie bei Hodentumoren.
„Aktuelles aus der medikamentösen Tumortherapie“ trugen Prof. Dr. Carsten Ohlmann, Homburg, für die Therapie des metastasierten Prostatakarzinoms und Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, Jena, für das metastasierte Urothel- und Nierenzellkarzinom vor.
Teilnehmen oder nicht? Lebhafte Debatte in Berlin
An der ASV teilnehmen oder nicht? Überwiegen die Vorteile, gibt es Risiken? Welche Kosten erwarten mich? Wie läuft die Abrechung mit den Krankenkassen? Engagierte Fragen aus dem Publikum vor allem nach Details, zeigten in der abschließenden Diskussionsrunde der Berliner ASV-Auftaktveranstaltung, das große Informationsbedürfnis, aber auch, dass sich einige Teilnehmer bereits intensiv mit der ASV auseinandergesetzt hatten. Rede und Antwort in der lebhaften Debatte standen BvDU-Präsident Dr. Axel Schroeder, DGU-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Speck, der 1. BvDU-Vizepräsident, Dr. Holger Uhthoff, Lars F. Lindemann sowie Jens-Peter Zacharias ehemaliger Vorstand vom Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. Unter dem Strich war die Botschaft vom Podium einhellig pro ASV: DGU-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Speck sprach von einer Chance auf eine verbesserte Versorgung, warnte allerdings aufgrund der geplanten Bereinigung vor finanziellen Nachteilen für Urologen, die nicht an der ASV teilnehmen. Ein mitreißendes Plädoyer für das neue Versorgungsmodell lieferte der BvDU-Vizepräsident, Dr. Holger Uhthoff: „Die wissenschaftlichen Präsentationen des Vormittags haben das hohe Niveau der Onkologie gezeigt. Wenn unser Herz uro-onkologisch schlägt, müssen wir als Niedergelassene in der ASV dabei sein, denn diese ganzen neuen Therapien werden wir nur in der ASV anbieten können!“ Auch Dr. Axel Schroeder appellierte, die neuen Bereiche der sektorenübergreifenden Versorgung in Kooperation anzugehen. Der Berufsverband fordert deshalb unbürokratische Antragsverfahren, angepasste Telekommunikation und eine Harmonisierung der sektorübergreifenden Honorierung.
Für alle, die in Berlin nicht dabei waren: Weiter geht es mit der ASV-Informationskampagne am 10. März in Gießen, wo die Experten des Berufsverbands und der DGU ebenfalls engagiert aufklären und beraten und erneut bestes Informationsmaterial vorhalten werden. (BvDU-Pressestelle)