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Urologen befürworten grundsätzlich Digitalisierung

BvDU-Umfrage in urologischen Praxen

Ob Patientendatenschutz, Gesundheits-Apps oder Digital-Boom durch Corona − ganz „Ärzte-Deutschland“ diskutiert intensiv über eine Verbesserung der Versorgung sowie mehr Effizienz im Gesundheitswesen durch Digitalisierung. „Die digitale Vernetzung der Versorgung liegt auch im Interesse der Urologen und ist sowohl für die Netzarbeit als auch für die Umsetzung der sektorenverbindenden Versorgung ein unverzichtbares Instrument“, erklärt Dr. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen (BvDU) e.V. Das bestätigt auch eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Berufsverbands zur Telematik Infrastruktur (TI) unter rund 300 niedergelassenen urologischen Fachärzten in Deutschland: 76 Prozent der Teilnehmer begrüßen prinzipiell die Einführung digitaler Technologien im Gesundheitswesen.

Bessere Vernetzung von ambulant und stationär

Als besonders sinnvoll erachten die Befragten dabei Innovationen wie einen eMedikationsplan auf der Versichertenkarte (83 Prozent), den Notfalldatensatz (74 Prozent) sowie den Kommunikationsdienst im Medizinwesen (KIM) (48 Prozent). Rund ein Drittel stimmte jeweils für eRezept, eAU sowie ePA. Darüber hinaus gewünscht wurden beispielsweise die Vernetzung von Kliniken, Praxen und Krankenkassen, Schnittstellen zur Versorgungsforschung und Krebsregister sowie die Möglichkeit zur Speicherung und Übertragung von Blutwerten, Pathologie-Befunden oder bildgebender Verfahren.

Diagramm

Urologen sehen TI-Nutzen kritisch

Der BvDU hat aber noch genauer nachgefragt und wollte wissen: Gibt es aktuell einen konkreten Nutzen der Telematik Infrastruktur (TI) für den urologischen Praxisalltag und wird damit die Patientenversorgung verbessert?

Weniger positiv als die Digitalisierung insgesamt werden die Installationen der TI bewertet. Nur 54 Prozent der Urologen sehen darin einen Mehrwert für ihre Praxen, 46 Prozent sehen ihn gar nicht. „Die TI baut auf völlig veralteten

zentralisierten Strukturen, unsicheren Konnektoren und einem anfälligen Netzwerk auf“, kritisiert Schroeder. „Sie zieht Kosten und teure Sicherheitsmaßnahmen in den Praxen nach sich. Hinzu kommen die nicht geklärten Fragen zur Haftung, Kostenübernahme und Datensicherheit sowie deren Folgeabschätzung.“ Gut zwei Drittel (69 Prozent) aller befragten urologischen Praxen waren schon von Störungen des Netzwerks oder der Konnektoren betroffen.

Krankenkassen sollen TI finanzieren

Die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer (93 Prozent) war sich einig: Die Investitionskosten für die Einführung neuer Techniken sollten durch die Krankenkassen getragen werden. Auch müsse nach Meinung von 74 Prozent der Urologen die Digitalisierung im EBM abgebildet werden, 60 Prozent forderten von Politik und KBV ein Moratorium bis zur Lösung der Probleme. „Die neuen Technologien sollen uns Ärzte entlasten und nicht belasten“, so Schroeder. „Wir fordern einerseits, dass die gesetzlichen Krankenkassen ihre Patienten darauf vorbereiten. Und andererseits benötigen wir Ärzte dringend klare Regelungen für Datenschutz, Haftung und Finanzierung.“ Sollte dies nicht zeitnah geschehen, würden sich sogar 73 Prozent der Befragten Widerstandsbekundungen in Form von Patienteninformationen (80 Prozent), Tagesaktionen wie beispielsweise Praxisschließungen (47 Prozent) oder Protestkundgebungen (35 Prozent) anschließen.

(pi BvDU e.V., 12.11.2020)

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